Wie Treppen sich in Blickfänger verwandeln

Treppen in Ein- oder Mehrfamilienhäusern müssen nicht nur die Funktion erfüllen, verschiedene Geschosse miteinander zu verbinden und zugänglich zu machen. Sie können ebenfalls als Designelement dienen und durch außergewöhnliche Materialauswahl besondere Akzente in Gebäuden setzen. Lassen Sie sich im folgenden Beitrag mit Beispielen inspirieren und erfahren Sie, welche zahlreichen Materialien, neben den Klassiker Holz, noch zur Auswahl stehen und wie auch Ihre Treppe zum Blickfänger werden kann. 

Treppen aus Kunststoff und Holz
Wendeltreppe kombiniert aus Kunststoff und Holz, Bild: Copyright Pixabay

Materialauswahl – vom Klassiker Holz bis zu modernem Kunststoff 

Bereits in der frühen Baugeschichte sahen sich die Baumeister:innen damit konfrontiert, verschiedene Geschosse miteinander zu verbinden. Die Wahl fiel, je nach Materialverfügbarkeit, auf Holz, Beton und Stein. Heutzutage sind den Treppenbaumeister:innen fast keine Grenzen gesetzt, denn durch CNC-Fräse-Technologie und 3D-Drucker werden auch hinsichtlich der Form (fast) unendlich viele Türen geöffnet. 

Klassiker aus Holz, Beton und Stein 

Holztreppen werden damals wie heute von Bautischler:innen oder Zimmer:innen hergestellt. Geändert hat sich nur der Arbeitsaufwand – wo früher in schweißtreibender Handarbeit alle Einzelteile entstanden, sind heute oftmals Maschinen und CNC-Fräsen im Einsatz. Für die Stufen, die erhöhter Abnutzung ausgesetzt sind, werden vorzugsweise Harthölzer wie Eiche, Buche oder Esche verarbeitet. Die tragenden Wangen (Seitenteile einer Treppe) hingegen können auch aus elastischerem Weichholz wie Lärche, Kiefer oder Tanne hergestellt werden. Aber auch Holzplattenwerkstoffe sind längst gängige Materialien geworden. 

Unser Tipp: Die verschiedenen Holzarten weisen unterschiedliche Farben und Maserungen auf, die – geschickt kombiniert – Ihr zuhause farblich aufwerten und ihm eine ländliche Note verleihen können. Es besteht im deutschen Baurecht jedoch die Einschränkung hinsichtlich des Brandschutzes, nach dem Treppen aus Holz nur in Gebäuden mit maximal zwei Wohneinheiten erlaubt sind.  

Organische Holzelemente kombiniert mit verschiedenen Holzarten,
Bild: Copyright Envato Elements 

In der römischen Baukultur wurde bereits Beton verwendet, der für seine Robustheit geschätzt wurde. Diese Materialanwendung hat sich insofern gewandelt, als dass Beton in der Neuzeit mit Stahl bewehrt (verstärkt) wird. Nachteilig wirken sich die Schallschutzeigenschaften bei dieser Materialwahl für Treppen aus, da hier zwingend mit Ein- oder –auflagern aus Kunststoff gearbeitet werden muss. Dafür ist Stahlbeton hinsichtlich der Brandschutzeigenschaften fast unschlagbar, zumal die Treppenkonstruktion trotz längerer Feuereinwirkung intakt bleibt und somit Fluchtwege sichert.  

Unser Tipp: Betontreppen sind häufig recht massiv – sind jedoch preislich erschwinglich. Mit Glas kombiniert werden sie “leichter” und verwandeln sich in einen wahren Blickfänger für Wohnräume. 

Vierer-Mix: Betontreppe mit Glas-, Holz- und Stahl-Elementen, Bild: Copyright Envato Elements 

Treppen aus Stein entstanden früher aus der Hand von Steinmetzen/Steinmetzinnen. In der Gegenwart werden sie oftmals auch maschinell gefertigt. Leider ist dieses Material jedoch sehr kostspielig. Hinzu kommt, dass es bauliche Anforderungen zum Bruchwiderstand gibt. Außerdem muss   die (Tritt-)Oberfläche speziell bearbeitet werden, um die Rutschsicherheit zu gewährleisten. 

Unser Tipp: Natursteine wie Granit, Schiefer, Marmor oder Sandstein bieten durch ihre einzigartige Maserung eine große Palette an Gestaltungsmöglichkeiten. Jeder Stein ist ein Unikat und verleiht so Ihrem Wohnraum eine ganz besondere Note. Auch genormte Bausteine, wie aus Ziegelsteinen, können für Innentreppen verwendet werden. Sie sind mitunter günstiger als Natursteine, wirken jedoch manchmal etwas rustikal. 

Moderne Materialien wie Glas, Stahl und Kunststoff

Die Verwendung von Glas bei Treppen ist erst in den letzten Jahrzehnten für Privatpersonen erschwinglich geworden. Hierbei gilt zu beachten, dass es sich bei dem verwendeten Glas um sogenanntes Verbundglas – bestehend aus mindestens drei Lagen – handelt. Nur so kann die Schlagfestigkeit sichergestellt werden. Darüber hinaus wird durch Oberflächenbehandlung die genormte Rutschsicherheit gewährleistet. 

Unser Tipp: Reine Glastreppen lassen sich mittlerweile in fast allen erdenklichen Formen bauen. In Kombination mit anderen Materialien wirken Glastreppen sehr zeitgemäß und futuristisch. Bedenken Sie bei diesem Material, dass es viele Leute gibt, die Höhenangst haben, die durch durchsichtige Glasstufen hervorgerufen werden kann. Durch eine Mattierung oder Bedruckung lässt sich Abhilfe schaffen. 

Gewandelte Treppe komplett aus Glas, Bild: Copyright Envato Elements

Auch Stahltreppen in Wohngebäuden gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Besonders deswegen, weil sich einerseits auch sehr filigrane Treppenkonstruktionen umsetzen lassen. Andererseits unterstreichen sie den “Industrial Style”, einem Wohnstil, der Objekte einem Industriehallen-Charme verleiht. Für die tragenden Treppenteile wird genormter Baustahl statt “weichem” Material wie Edelstahl oder Aluminium eingesetzt. 

Unser Tipp: Kombinieren Sie Treppenwangen (Seitenteile) oder Treppenholm (mittig angeordneter Treppenstufenträger) aus Baustahl mit Stufen aus Naturmaterialien wie Stein oder Holz – das ruft nicht nur Eleganz hervor, sondern wirkt zudem wohnlich. 

Bei Kunststoff im Treppenbau sind hinsichtlich Form und Farbe fast keine Grenzen gesetzt. Es gibt jedoch, wie bei den anderen Materialien auch, bauliche Anforderungen, die eingehalten werden müssen – hier geht es um die Tragfähigkeit von Kunststoff. Sie wird erreicht, indem glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK – bekannt aus dem Bootsbau) zum Einsatz kommt. 

Unser Tipp: Die Preise für reine Kunststofftreppen sind recht hoch, weswegen eine Kombination mit Holz oder Baustahl für die Treppenwangen nicht nur gestalterisch sinnvoll ist, sondern auch die gesamte Treppe wirtschaftlicher macht.  

Treppenkonstruktion aus schwarzem Kunststoff, Bild: Copyright Envato Elements

Die Vielfalt in der Treppengestaltung 

Nun, da wir Ihnen die verschiedenen Materialien im Treppenbau vorgestellt haben, kommen wir zu den verschiedenen Ausführungen von Treppen. Wie Treppen letztlich gestaltet werden, ist immer abhängig von der zur Verfügung stehenden Fläche und ob die Treppe als Fluchtweg genutzt wird. Lassen Sie sich am besten von Planern/Planerinnen oder Tischlern/Tischlerinnen beraten, die diese Aspekte bei der Gestaltung Ihrer ganz persönlichen Treppe im Blickfeld behalten. 

Praktisches Design

Treppen können über ihre Funktionalität hinaus, Etagen miteinander zu verbinden, auch noch weitere Anwendung erfüllen. Indem die Stufen beispielsweise verlängert oder der Stufenverlauf unter der Treppe übernommen wird, entsteht ganz nebenbei auch noch Stauraum. Als hauseigene Bibliothek oder Aufstellfläche für Ihre eigene Bildergalerie sorgt dieses praktische Treppendesign für einen ungewöhnlichen Blickfang. 

Praktisches Treppendesign mit verlängerten Stufen als Regal,
Bild: Copyright Envato Elements

Wohnliches Design

Es ist auch möglich, Treppen für wohnliche Ideen “zweckzuentfremden”. Der Wohnraum unter der Treppenschräge eignet sich hervorragend, um dort gemütliche Kuschel- und Leseecken einzubauen, was nicht nur den Wohnkomfort erhöht, sondern auch die Blicke in der sonst recht langweiligen Diele auf sich zieht. 

Gemütliche Kuschelecke unter der Treppe, Bild: Copyright iStock 

Repräsentatives Design

Es muss nicht immer eine praktische Anwendung sein – sollte die Fläche es hergeben, können voluminöse Treppen auch zum wahren Eyecatcher werden. Früher wurden sogar ganze Räume nur für eine repräsentative Treppe genutzt, um Besuchern Wohlstand und gesellschaftliche Relevanz zu vermitteln. In der Gegenwart nehmen solche repräsentativen Treppen i.d.R. deutlich weniger Raum ein, sind aber ebenso eindrucksvoll. 

Architektonisches Design

Bei Architektenhäusern liegt der Gestaltung oftmals ein bestimmtes Konzept zugrunde. Dieses Konzept kann auch für Bauelemente wie Treppen übernommen werden. So können beispielsweise bei einem Objekt mit vielen Rundungen diese auch auf die Treppenkonstruktion übertragen werden und somit zum perfekten Blickfang werden. Ebenso besteht der Trend, die Architektur des Gebäudes in der Materialauswahl für die Treppe aufzugreifen.  

Fazit

Letztlich bestimmt der eigene Geldbeutel und die zur Verfügung stehende Fläche, welche Treppenträume Sie in Ihren eigenen vier Wänden verwirklichen können. Doch selbst ein einfacher Materialmix wie Glas mit Beton oder Holz mit Stahl kann bereits ausreichen, um eine langweilige praktische Treppe in einen wahren Blickfänger zu verwandeln. Lassen Sie sich zusätzlich von der Zeitschrift ‘DETAIL 04/2014 Erschließung als Entwurfskonzept, Die Treppe als Raumskulptur, Planung und Konstruktion von Treppen’ inspirieren oder stöbern im Internet nach gelungenen Treppendesigns.

NPF

Nathalie Pfeiffer ist Bautischlerin und Bauingenieurin. Nach über 18 Jahren Arbeitserfahrung in diesen Berufen hat sie Hammer und Bauhelm gegen die Tastatur eingetauscht, um als Fachjournalistin über architektonische, bautechnische und handwerkliche Themen zu schreiben. 

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