Holzmodulbau: Bauweise der Zukunft?

Holz spielt seit jeher eine tragende Rolle im Gebäudebau – egal, an welchem Ort dieser Welt. Denn es ist ein flexibles und nachwachsendes Baumaterial mit guter Tragfähigkeit, das gleichzeitig zu einem gesunden Wohnklima in Objekten beiträgt. Die Anwendung von Holz im Bausektor hat sich in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt und weist erhebliche Vorteile gegenüber Baustoffen, wie Stein, Ziegel oder Stoffgemischen wie Zement und Beton auf. Gerade wegen dieser Vorteile gewinnt dieser Bau- bzw. Wohntrend des Holzmodulbaus immer weiter an Popularität, da es zugleich eine schnelle und effiziente Art ist, Gebäude zu errichten. Wir haben die wichtigsten Fakten zum Holzmodulbau für Sie zusammengetragen und beleuchten das Potenzial dieser Bauweise für eine nachhaltigere (Bau-)Zukunft.

Fertigung eines Holzmodulbaus in der Werkshalle. Bild: Copyright: Envato Elements

Was genau ist der Holzmodulbau?

Wie der Name schon sagt, werden bei dieser Bauweise komplette Gebäude aus Holzmodulen errichtet, die in Handwerksbetrieben oder auch Fabriken vorgefertigt werden. Sämtliche Module sowohl die Wand-, Raum- oder Zwischendeckemodule werden so dimensioniert, dass sie problemlos per LKW zum Grundstück transportiert werden können, wo sie dann später wie ein 3D-Puzzle zusammengesetzt werden. Da ein Großteil der Arbeiten vorbereitend in Werkhallen erfolgt, ergeben sich für Objekte im Holzmodulbau kurze Aufstellungszeiten auf der Baustelle selbst. Daher kommen Bauherren/Bauherrinnen vergleichsweise schnell in den Genuss eines schlüsselfertigen Gebäudes. 

Die Bauweise an sich basiert auf der sogenannten Holzständer- bzw. Holzrahmenbauweise. Wie letzterer schon suggeriert, dienen Holzrahmen als Kern der Module. Zur Stabilität dieser Holzrahmen werden in spezifischen Abständen weitere Holzständer (= senkrechte Holzbalken) montiert. In den jeweiligen Zwischenräumen werden die Dämmung, aber auch die Installationen oder Fenster platziert und ebenfalls die Öffnungen für Türen und andere Wand- oder Deckendurchbrüche eingelassen. Hierin liegt auch die Besonderheit der Module: Es ist möglich, die gesamte Installation, wie Elektrik-, Heizungs- und Wasserinstallationen bereits einzubauen oder zumindest mittels Kanäle oder Schächten vorzubereiten. Ebenso können die Dämm- sowie Dichtigkeitsschichten und auch der innere und äußern Wandaufbau montiert werden. 

Was sind geschlossene und offene Raummodule?

Zu der grundlegenden Ausführung der modularen Bauweise kommt noch eine Besonderheit hinsichtlich der modularen Zusammensetzung hinzu. Hier geht es darum, ob die Räume aus einzelnen Wand- und Zwischendeckenmodulen bestehen, die als offene Raummodule bezeichnet werden. Die offenen Raummodule eröffnen schier unendlich viele und individuellere Raumaufteilungen. Von geschlossenen Raummodulen ist dann die Rede, wenn die Räume an sich als ein gesamtes Modul gebaut werden – vergleichbar mit Wohncontainern.

Die geschlossenen Raummodule können durchaus autark funktionieren – wie beispielsweise in Form von Tiny House oder Wohncontainer (aber auch halbgeschlossen zusammengefügt, wie die modularen Unterkünfte des RE:Ukraine-Systems). Alternativ können die geschlossenen Raummodule wie Legosteine zu mehrmodularen Gefügen zusammengesetzt werden, um größere Objekte zu errichten. Auch in dieser Hinsicht beweist der Holzmodulbau enorme Flexibilität, die wiederum Grund für vielfältige Einsatzgebiete dieser Bauweise sind. 

Wo wird der Holzmodulbau eingesetzt?

Durch die angesprochene Flexibilität, aber auch die Möglichkeit der Reihenherstellung in Werkshallen ergeben sich vielfältige Anwendungsbereiche. Zu den wichtigsten Einsatzgebieten zählen: 

  1. Allgemeiner Wohnbau: Sowohl Mehrfamilienhäuser – Doppelhaus, Reihenhaus, etc. – und Einfamilienhäuser wurden und werden immer häufiger in Holzmodulbauweise errichtet. 
  2. Gewerbe- und Industriebau: Bürogebäude, Lagerhallen und Produktionsstätten profitieren von der schnellen Bauweise. 
  3. Bildungseinrichtungen: Schulen und Kindergärten im Modulbau können flexibel an steigende Schülerzahlen angepasst werden. 
  4. Gesundheitswesen: Kliniken und Pflegeheime aus Holzmodulen bieten ein natürliches Raumklima und kurze Bauzeiten. 
  5. Tourismus und Freizeit: Hotels, Ferienhäuser und Erweiterungen von bestehenden Anlagen lassen sich effizient umsetzen. 
  6. Aufstockungen und Erweiterungen: Bestehende Gebäude können durch Holzmodule aufgestockt oder erweitert werden, ohne dass sie während der Bauzeit komplett evakuiert werden müssen. 
Momentaufnahme eines Einfamilienhaus in Holzmodulbauweise. Bild: Copyright Envato Elements

Vor- und Nachteile der Holzmodulbauweise

Im Folgenden sind die Vor- und Nachteile vom Holzmodulbau aufgelistet: 

Vorteile

  • Hohes Maß an Vorfertigung: Da die Herstellung der Module in Handwerksbetrieben oder Fabriken erfolgt, wird eine hohe Präzision und Qualität ermöglicht. Da die Module vollends ausgestattet werden können, verringert sich die Arbeitszeit der nachkommenden Gewerke wie z.B. für Heizungs- oder Elektroinstallation. 
  • Geringe Wettersensitivität: Die Verfertigung der Holzmodule in Werkshallen bedeutet ein hoher Grad an Unabhängigkeit von saisonalen Wetter- und Umwelteinflüssen, die auf einer traditionellen Baustelle auftreten können und teilweise zu vorgegebenen Bauzeiten führen. 
  • Flexible Gestaltung und Anwendung: Der Modulbau weist eine hohe Flexibilität angesichts individueller Objektgestaltung auf. Ebenso reichen die Einsatzgebiete dieser Bauweise von kleinen Tiny-House-Modulen bis hin zu großflächigen gewerblichen Immobilien. 
  • Transportfähigkeit: Die Dimensionierung der Module erfolgt unter Berücksichtigung der Logistik, sodass sie problemlos auf Straßen transportiert werden können. Das bedeutet, dass die Größe jedes Moduls meist so gewählt wird, dass sie für den Transport auf einem LKW geeignet sind. 
  • Schnelle Montage: Auf der Baustelle angekommen, werden die vorgefertigten Module dann schnell zu einem kompletten Gebäude zusammengefügt. Da die Teile bereits komplett vorgefertigt sind, können die Montagezeiten stark verkürzt werden. 
  • Schlüsselfertige Übergabe: Durch die beschleunigte Bauweise können die Bauherren/Bauherrinnen in der Regel sehr schnell ihr fertiges Haus beziehen. “Schlüsselfertig” bedeutet, dass das Gebäude zum Einzug bereit ist, also alle wesentlichen Arbeiten abgeschlossen sind. 
  • Kosteneffizienz: Die Abläufe bei Herstellung der Holzmodule ist größtenteils standardisiert, sodass die Zeitersparnis und die und schnelle Montage zu Kosteneinsparung gegenüber den klassischen Bauweisen führt. 
  • Geringere Beeinträchtigung der Nachbarschaft: Mit der Vorfertigung und der fixen Montage des Gebäudes auf der Baustelle einhergehend ist die Tatsache, dass benachbarte Grundstücke und Eigentümer:innen wie auch Bewohner:innen weniger Lärm und Staub ausgesetzt sind und weniger beeinträchtigt sind. 
  • Nachhaltigkeit: Die Anwendung des erneuerbaren Baustoffs Holz und die Fabrikfertigung führt oft zu einer effizienteren Materialnutzung und weniger Abfall. Baustoffe mit schlechter CO2-Bilanz kommen nur in geringem Ausmaß zum Einsatz. 

Nachteile

  • Genaue Planung notwendig: Eine große Herausforderung bei diesem Modulbau besteht darin, dass eine sehr präzise Planung und Koordination vorausgesetzt wird. Die Ausführungspläne – die Grundrisse, die die Installationen aufweisen – müssen gut durchdacht und geplant sein, weil nachträgliche Änderungen auf der Baustelle schwieriger umzusetzen sind. 
  • Leichte Einschränkung in der Individualisierung: Trotz der vielen Einsatzmöglichkeiten auch für größere Objekte kann gerade in Reihenproduktionen von Holzmodulbau-Objekten die Individualisierung etwas eingeschränkt sein. 
  • Begrenzte/schwankende Verfügbarkeit von Holz: Auch wenn es sich um einen nachwachsenden Baustoff handelt, so kann die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigem Holz für den Modulbau durch Umwelteinflüsse oder auch durch weltpolitische Gründe begrenzt sein. 
  • Höhere baurechtliche Anforderungen an Schallschutz und Brandschutz: Bei der Verwendung von Holz als primäres Baumaterial gelten erhöhte Anforderungen an den Schall- und den Brandschutz. Um diesen baurechtlichen Anforderungen gerecht zu werden, sind Fachwissen, moderne Bautechnologien und spezielle Bauweisen notwendig. 

Referenzobjekte

Es ist meistens nicht auf Anhieb ersichtlich, ob es sich um Holzmodulbauten handelt oder nicht. Für einen ersten Eindruck haben wir drei interessante Referenzprojekte für Sie ausgewählt: 

Referenz #1 Studentenwohnheim WOODIE, Hamburg:  

Dieses Projekt umfasst 371 Holzmodule, davon die meisten als geschlossene Raummodule, welche vom führenden Spezialist für das modulare Bauen in Holzsystembauweise / Holzmodulbau namens Kaufmann Bausysteme hergestellt wurde. Diese spezielle Holz-Beton-Hybridbauweise wurde 2019 mit dem Deutschen Architekturpreis und dem Deutschen Holzbaupreis ausgezeichnet und bietet Hamburger Studenten/Studentinnen ein angenehmes Wohnklima in modernen Räumlichkeiten. 

Referenz #2 Grundschule Hausburg, Berlin:  

Bei diesem Projekt war die Flexibilität hinsichtlich der Raumaufteilung und die Erweiterbarkeit bzw. Rückbaufähigkeit ein starkes Argument, um das Schulgebäude im Holzmodulbau herzustellen. Entwickelt und hergestellt wurde die Hausburgschule vom Unternehmen DERIX, einem Spezialisten für Ingenieurholzbau. 

Referenz #3 Einfamilienhaus in St. Gallen, Schweiz:  

Die Schweizer Blumer Lehmann AG, ein versiertes Holzindustrie- und Holzbau-Unternehmen, beweist mit diesem 2019 erbauten Einfamilienhaus eindrucksvoll, wie elegant Holz in Innenräumen wirken kann und dass Holzmodulbau nicht immer nur quadratisch, praktisch, gut sein muss.

Fazit & Ausblick

Gerade weil die Baubranche eine so schlechte CO2-Bilanz aufweist, ist das Zurückgreifen auf das nachhaltige Baumaterial Holz richtig und notwendig. Leider setzen weiterhin viel zu viele Bauträger:innen und Bauherren/Bauherrinnen auf konventionelle Baustoffe, obwohl Objekte im Holzmodulbau den klassischen Bauweisen in der Lebensdauer nicht nachstehen. Im Gegenteil: Viele in diesem Bereich spezialisierte Anbieter:innen haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine hohe Wiederverwertbarkeit ihrer Holzmodule zu erreichen, um sie so dem (Bau-)Kreislauf wieder hinzuzufügen. Es fehlt also an Akzeptanz und Aufklärung bei den Bauwilligen, damit diese mehr Projekte im Holzmodulbau oder zumindest mit Holz realisieren. Es mangelt aber auch an intensiverer Unterstützung seitens der Politik für den Holzbau-Sektor und an gezielteren KfW-Förderungen für Holz- und Holzmodulbau-Objekte, um diese attraktiver zu gestalten. 

NPF

Nathalie Pfeiffer ist Bautischlerin und Bauingenieurin. Nach über 18 Jahren Arbeitserfahrung in diesen Berufen hat sie Hammer und Bauhelm gegen die Tastatur eingetauscht, um als Fachjournalistin über architektonische, bautechnische und handwerkliche Themen zu schreiben. 

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