Einen Steinwurf von Hamburgs zentraler Touristenattraktion der Elbphilarmonie entfernt, liegt sanft schaukelnd und in neuem Glanz erstrahlend ein alter Hafenkran. Geschützt vor dem Elbschwell am Ponton Nr. 5 des Sandtorkais vertäut, handelt es sich hier um eines der wohl ungewöhnlichsten Minihotels der Hansestadt – dem Floatel Hafenkran – und bietet mit dem direkt angegliederten Harrys Hamburger Hafenbasar & Museum ein weiteres Highlight für Besucher sowie für Einheimische.
Inhaltsverzeichnis
Vom Hirngespinst zum Hideaway
Der besagte Schwimmkran “Greif”, Baujahr 1947, war bereits zur Verschrottung freigegeben, als ein Jugendfreund der Floatel-Gründer, Betreiber des Minihotels, den Hafenkran erwerben konnte und seinen Erhalt und Fortbestand damit absicherte. Der Greif bildet eines von mehreren europaweit verstreuten Hideaway-Projekten der Berliner Firma Floatel GmbH, welche immer einen Meeresbezug aufweisen. Die Gründer und Geschäftsführer der Floatel GmbH, Marc Nagel und Tim Wittenbecher, konzipieren, entwerfen und bauen Leuchttürme zu ungewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten um und haben fertiggestellte und noch in Planung befindliche Objekte in Spanien und Italien.
So wurde auch im April 2018 der Greif nach knapp einem Jahr umfangreicher Umbauarbeiten in der Finkenwerder Werft vollendet und kostete knapp eine halbe Million Euro. Insbesondere die Statik des Floatel Hafenkrans erwies sich als knifflige Aufgabe, da durch das Entfernen von Betongewichten und einer zentral verlaufenden Stahlspindel die Statik erheblich beeinträchtigt wurde. Beide Bauteile waren jedoch einst bedeutsam für die Funktionalität eines Hafenkrans. Aber mithilfe der Neuberechnung der Statik eines Schiffingenieurs und dem Einbau eines neuen Stahlträgers wurde auch diese Hürde gemeistert. So wurde Platz geschaffen für ein kompaktes, aber luxuriöses Interior mit einzigartigem Blick auf die Elbphilarmonie.
Einen Einblick ins Innere des Floatels
Das Floatel Hafenkran besteht aus zwei Ebenen und bietet Platz oder Übernachtungsmöglichkeiten für zwei Personen. Unmittelbar nach dem Betreten des Greifs liegt mittig zwischen einem weißem Kranhäuschen und dem Zugang zum unter Deck liegenden Harrys Hafenbasar der Aufgang zum Minihotel. Über eine 15-stufige Stahltreppe wird die 12 Quadratmeter große Terrasse auf der ersten Ebene erreicht, von der entspannt das ruhige Treiben des Sandtorhafens beobachtet werden kann. Über diese Terrasse wird die erste Wohnebene betreten, die ursprünglich den Maschinenraum des Hafenkrans beherbergte. Dort wurden neben einer offen gestalteten Kombüse, einem gemütlichen Kamin, einer eleganten Sitzecke und einem modernen Badezimmer auch ein Essplatz mit prominenter Aussicht untergebracht.
Eine weitere mittig platzierte Stahltreppe führt hinauf zur letzten Ebene, in der das ehemalige Führerhäuschen des Hafenkrans zum Schlafzimmer umgestaltet wurde. Die Floatel-Gründer haben bei der Gestaltung der Einrichtung und der Auswahl der Materialien darauf geachtet, eine gelungene Mischung zwischen industriellem Objekt und behaglichem Hafenflair zu schaffen. Neben klassischen Stahlträgern lassen auch Kupferarmaturen und eine zur Arbeitsfläche umgebaute hölzerne Schiffsplanke einen maritimen Rückschluss zu. Sie ergänzen sich perfekt mit den eleganten Brauntönen der Ledercouch und des Bettkopfes.
Mit all seiner Behaglichkeit hat dieses Wohngefühl in bester Nachbarschaft allerdings auch seinen Preis: Am Wochenende kostet die Übernachtung im Floatel Hafenkran mit Frühstück ab 450 Euro, unter der Woche ab 390 Euro. Und dennoch: Seit Fertigstellung ist der Hafenkran über Jahre hinaus ausgebucht. Denn genau darin spiegelt sich die Intention der Floatel Hideaways wider – außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten an exklusiven Lagen für zwei (oder nicht wesentlich mehr) Personen abseits der bekannten Hotelangebote.
Weitere Hideaways und zukünftige Projekte
Dieses Konzept geht auf und basiert darauf, dass der gebürtige Hamburger Wittenbecher mit drei ähnlichen Projekten – Wasserturm Bad Saarow, Leuchtturm Dagebüll und Lotsentum Usedom – bereits viel positive Erfahrungen sammeln konnte und alle drei Hideaways gute Auslastungen vorweisen. Der Lotsenturm auf Usedom war dabei vor 13 Jahren Wittenbechers erstes Projekt, bei dem seine Frau Heike die Gestaltung der Inneneinrichtung verantwortete.
Ein weiteres Projekt ist der Leuchtturm Faro Clumplida auf der kanarischen Insel La Palma, in dem Gäste ebenfalls bereits seit Längerem übernachten können. Darüber hinaus gibt es bereits Baupläne und erste Genehmigungen für den Umbau von Leuchtturm Hideaways in Andalusien mit dem Faro Trafalgar und in Asturien mit dem Faro Cudillero sowie drei weitere in Italien auf Ischia mit dem Faro Imperatore, in Apulien mit dem Faro San Domino und in der Lagune von Venedig mit dem Faro Spignon. Alles geschichtsträchtige Orte, die nach ihrem Umbau das Portfolio der Floatel-Gruppe erweitern werden.
Egal zu welcher Jahreszeit, mit dem ersten und einzigem schwimmenden Floatel Hafenkran haben Wittenbecher und Nagel einen ganz speziellen Ort inmitten Hamburgs geschaffen und dem alten Greif neues Leben eingehaucht.
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