Urban Gardening - was ist das eigentlich?

Urban gardening – Was ist das eigentlich?

Urban Gardening (Gärtnern in der Stadt) liegt schon seit einigen Jahren im Trend. Gemeint ist damit das meistens gemeinschaftliche Gärtnern mitten in der Stadt – das reicht von begrünten Bänken und Bushaltestellen über Blühstreifen am Straßenrand und selbst gebauten Insektenhotels an Straßenecken bis hin zu Kräuter- und Gemüseanbau auf vernachlässigten Flächen. Der tiefere Sinn liegt dabei nicht nur darin, kreative und grüne Ideen für eine insektenfreundliche und lebendigere Umgebung in der Stadt zu schaffen, sondern mit dem Anbau von landwirtschaftlichen Erzeugnissen auch einen Schritt in Richtung Selbstversorgung und bewusstem Konsum von selbst angebauten Produkten zu machen.

Urban Gardening – wer hat’s erfunden?

In Deutschland hat das Urban Gardening Mitte der 1990er Jahre mit interkulturellen Gärten begonnen, die hauptsächlich von einer städtischen Bevölkerung mit Migrationshintergrund ausging. Daraus entwickelten sich urbane Gemeinschaftsgärten, urbane Landwirtschaft oder öffentliche Naschgärten. Dabei sind der Kreativität (fast) keine Grenzen gesetzt. Die Vielfalt von Urban Gardening ist so groß, wie es auch die Bewohner:innen in den Städten sind. Die Thematik ist mittlerweile auch bei vielen Stadtverwaltungen angekommen – so widmet sich beispielsweise die Stadt Frankfurt auf ihrer Website unter dem Motto „Die Stadt als Garten“ diesem Trend.

Seinen Ursprung hat das Urban Gardening jedoch im New York der 1970er Jahre. Was damals als politische Protestaktion begann, um die Lebensbedingungen in vernachlässigten Stadtteilen zu verbessern, ist heute für viele Menschen, die in der Stadt leben, zu einer nachhaltigen Lebensphilosophie geworden.

Urban Gardening - Gärtnern in der Gemeinschaft mach Spaß I Foto: artisano/Pixabay
Urban Gardening – Gärtnern in der Gemeinschaft macht Spaß I Foto: artisano/Pixabay

Gemeinschaftsgärten für eine bessere Lebensqualität in den Städten

Der klassische Gemeinschaftsgarten definiert sich wie folgt: „Gemeinschaftsgärten sind gemeinschaftlich und durch freiwilliges Engagement geschaffene und betriebene Gärten, Grünanlagen und Parks mit Ausrichtung auf eine allgemeine Öffentlichkeit.“ (Quelle: „Gemeinschaftsgärten in Berlin“, Marit Rosol, 2006).

In der Regel wird für diese Urban Gardening-Projekte von der Stadt ein Stück Land zur Verfügung gestellt, das bewirtschaftet werden kann. Organisiert werden solche Projekte oft von Nachbarschaftsinitiativen, Schulen, kirchlichen oder politischen Gruppen und anderen Vereinen. Abgesehen davon, dass sich so Menschen mit unterschiedlichen (sozialen) Hintergründen treffen und gemeinsam an einem Projekt arbeiten, haben Gemeinschaftsgärten viele weitere Vorteile. Sie verbessern nicht nur die Lebensqualität für die Anwohner:innen, sondern bieten Tieren und Pflanzen einen neuen Lebensraum und tragen zur Bodenverbesserung und zum Lärmschutz bei. Abgesehen davon, dass sie Menschen mit einem geringen Einkommen Zugang zu einem Garten bieten, fördern Gemeinschaftsgärten die Umweltbildung in allen Altersklassen, denn so lernt jeder, wie Gemüse, Obst und Kräuter ökologisch angebaut werden.

Platz ist auf dem kleinsten Balkon

Urban Gardening – das sind nicht nur öffentliche Gemeinschaftsgärten und andere landwirtschaftliche Projekte. Sie können natürlich auch ganz für sich alleine gärtnern. Alles, was Sie dazu benötigen, ist ein Balkon, eine Dachterrasse oder ein Innenhof sowie eine große Portion Lust darauf, Pflanzen selbst zu ziehen und zu pflegen. So gedeihen beispielsweise Kräuter problemlos in Balkonkästen oder Tomaten und Erdbeeren in Pflanzkübeln. Inzwischen gibt es sogar verschiedene Obstbaumzüchtungen, die in Pflanzkübeln hervorragend gedeihen. Und was gibt es Schöneres, als im Sommer abends auf dem Balkon zu sitzen und einen leckeren Salat mit eigenen Kräutern und Tomaten zu genießen?

Urban Gardening -  Auch Balkone können herrlich bepflanzt werden
Auch Balkone können herrlich bepflanzt werden I Foto: congerdesign/Pixabay

Unser Tipp

Wenn Sie nicht so genau wissen, wie Sie mit dem Gärtnern auf Ihrem Balkon beginnen sollen, dann empfehlen wir Ihnen das Buch „Urban Gardening für Anfänger – in 8 einfachen Schritten zum ersten nachhaltigen Balkongarten und eigenem Obst und Gemüse“ von Wiebke Bluhm. Das Taschenbuch kostet 8,99 Euro und kann beispielsweise bei Thalia gekauft werden.

Was ist Urban Farming

Immer häufiger taucht im Zusammenhang mit Urban Gardening auch der Begriff Urban Farming auf, der oftmals synonym verwendet wird. Das ist jedoch nicht ganz korrekt. Während es sich beim „Gärtnern in der Stadt“ in der Regel um die reine Selbstversorgung von Einzelpersonen bzw. -gruppen handelt, ist die „städtischen Landwirtschaft“ auf kommerziellen Erfolg für viele ausgerichtet. Dabei geht es um den Bedarf einer ganzen Stadt bzw. einer ganzen Region, die neben dem städtischen Gartenbau auch die Tierhaltung beinhalten kann. 

Im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft unterscheidet sich das Urban Farming durch den Einsatz von innovativen Technologien. Hier ist es oftmals das Ziel, von Jahreszeit und Witterungsverhältnissen unabhängig zu werden. Aktuell wird das Urban Farming in 4 verschiedene Formen aufgeteilt:

Beim Urban Farming stehen innovative Technologien im Vordergrund - hier Vertical Farming
Beim Urban Farming stehen innovative Technologien im Vordergrund – hier Vertical Farming I Foto: BrightAgrotech/Pixabay
  1. Vertical Farming (Pflanzen werden in die Höhe angebaut – an Hausfassaden, in Hochhäusern oder in nicht mehr genutzten Lagerhallen)
  2. Rooftop Farming (auf Flachdächern werden Gewächshäuser installiert, die sowohl mit Sonnenlicht als auch mit moderner LED-Beleuchtung arbeiten)
  3. Outdoor Farming (Nutzpflanzen werden auf Dächern, Brachland oder auf städtischen Grünflächen angebaut)
  4. Indoor Farming (dabei handelt es sich um geschlossene und hochgradig kontrollierte System, die Nährlösungen anstatt Erde und LED-Licht anstatt Sonnenlicht verwenden)

Und dann ist da noch die Sache mit dem Guerilla Gardening

Wenn Urban Gardening heimlich und in Nacht-und-Nebel-Aktionen stattfindet, wird daraus das Guerilla Gardening (Guerilla = „Kleinkrieg“). Dabei geht es in der Regel um politischen Protest, der in den 1970er und 1980er Jahren entstand, um Kritik an der Umweltpolitik zu üben. Dabei wurden (und werden) Flächen oft eigenmächtig (und damit verbotenerweise) mit sogenannten Samenbomben begrünt. Außerdem werden quasi über Nacht selbst gebaute Beete angelegt und Gemeinschaftsgärten geschaffen.

Für alle, die keinen eigenen Garten haben oder nicht auf dem Land leben, ist Urban Gardening eine tolle und vor allem sinnstiftende Freizeitbeschäftigung. Mit jedem bepflanzten Balkon und jedem Gemeinschaftsgarten wird das Stadtklima besser. Außerdem entspannt das Gärtnern, und Sie können darüber hinaus auch noch gesunde Nahrungsmittel mit den eigenen Händen anbauen und ernten. 

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