Küche – damals, heute, morgen

Die Küche ist schon lange nicht mehr der Ort, an dem nur gekocht, gebraten und gebacken wird. In den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren hat sie sich immer mehr zu einem zentralen Ort der Kommunikation entwickelt. Die Zeiten, in denen die Hausfrau allein hinter verschlossener Tür kochte und arbeitete, während Familie und Gäste bereits am Esstisch saßen und auf den ersten Gang warteten, sind lange vorbei.  

Küche der Gegenwart – zentraler Treffpunkt für Familie und Gäste 

Heute wird die Küche mehr und mehr zum Zentrum des gemeinschaftlichen Lebens. In modernen Haus- oder Wohnungs-Grundrissen wird die Küche immer öfter in den Wohnbereich integriert. So kann ein offenes Wohnküchenkonzept entstehen, in dem gemeinsam gekocht, gelebt und gefeiert wird.  

Dabei steht in den 2020er Jahren neben Funktionalität und Technik auch das entsprechende Design im Vordergrund. Grundsätzlich lassen sich aktuell drei Stilrichtungen für moderne Küchen eingrenzen: 

  1. Die puristische Küche: Diese Küche konzentriert sich auf das Wesentliche. Sie ist praktisch und funktional. Bei ihrem Design dominieren klare und gerade Linien. Auf übermäßige Dekoration wird in der Regel verzichtet. 
  1. Die moderne Landhausküche: Der Landhaus-Stil ist nach wie vor sehr beliebt und wird nun modern interpretiert. Warmes Holz spielt nach wie vor eine wichtige Rolle und sorgt – zusammen mit der passenden Dekoration – für ein gemütliches Ambiente. 
  1. Die eklektische Küche: Eine moderne Küche, die sich aus unterschiedlichen Stilen und Elementen zusammensetzt, wird auch eklektische Küche genannt. Hier kommen beispielsweise alte und neue Elemente zum Einsatz. Es wird bewusst mit Unterschieden und Gegensätzen gearbeitet, wodurch die Küche zu einem faszinierenden Ort werden kann. 

Die Entwicklung der Küche im Wandel der Zeit

Bevor wir einen Blick in die Zukunft werfen, machen wir einen kurzen Ausflug in die Entwicklung der Küche. Sie entstand mit der Entdeckung des Feuers und hat Jahrtausende gebraucht, um zu dem zu werden, was sie heute ist. 

Die Küche in der Antike 

Erste Kochstellen, die sich anfangs einfach unter freiem Himmel befanden, gab es bereits lange vor unserer Zeitrechnung. Es dauerte ein paar tausend Jahre bis die Küche als separater Raum in das Wohnhaus zog. Belegbar ist das etwa zwischen dem 8. und 2. Jahrhundert vor Christus. Damals gab es bei wohlhabenden Griechen nachweislich einen separaten Raum im Haus, in dem gekocht wurde. Das galt auch für die reichen Patrizier im Römischen Reich bis ins 8. Jahrhundert (n. Chr.). Die ärmere bzw. einfachere Land- und Stadt-Bevölkerung kochte allerdings nach wie vor unter freiem Himmel. In den Städten des Römischen Reiches gab es innerhalb der jeweiligen Stadtgrenzen oft öffentliche Küchen, in denen gekocht werden konnte. Außerdem wurde dort Brot in öffentlichen Bäckereien gebacken und verkauft. 

Kochen im Mittelalter 

Küche - damals, heute morgen: So wurde im Mittelalter gekocht: Copyright Pixabay/Travelspot
Küche – damals, heute morgen: So wurde im Mittelalter gekocht: Copyright Pixabay/Travelspot

Im Vergleich zur Antike sieht das Kochen im Mittelalter in Europa noch wenig fortschrittlich aus. Die Menschen wohnten damals größtenteils in sogenannten Langhäusern, in denen es nur eine Feuerstelle unter dem höchsten Punkt des Daches gab. Der Rauch zog über ein Loch im Dach ab – eine ziemlich rauchige und schmutzige Angelegenheit. Eine solche Feuerstelle wurde nicht nur zur Essenszubereitung verwendet, sie diente auch als Licht- und Wärmequelle. Natürlich hatten auch in dieser Zeit Adelige und hochgestellte Persönlichkeiten größere Häuser und später Burganlagen, wo die Küche in separaten Häusern untergebracht war, um so auch die Feuergefahr, die von offenen Feuerstellen ausging, zu reduzieren. In dieser Zeit entstanden in den zahlreichen Klöstern auch die ersten Großküchen, um sowohl die Mönche und Nonnen als auch die vielen Pilger zu versorgen. Erste gemauerte Ziegelherde wurden gebaut, das Material für Kochgeschirr veränderte sich von der Keramik hin zu Behältern aus Kupfer, Bronze und Eisen. Kessel und Dreibeintöpfe kamen auf. 

Und (fast) das Wichtigste? Natürlich entwickelte sich damit auch die Kochkunst immer weiter. Gewürze aus dem Orient und neue Gar- sowie Zubereitungsmethoden sorgten dafür, dass der Beruf des Kochs/der Köchin an einem adeligen Hof in den Mittelpunkt rückte – erste Spitzenköche betreten die Weltbühne und werden von ihrer Herrschaft fast schon hofiert. 

Wendepunkt im 18. Jahrhundert 

Vom 14. bis ins späte 17. Jahrhundert entwickelt sich die Küche weiter – langsam und stetig, aber ohne herausragende Höhepunkte. Der große Umbruch kommt erst im 18. Jahrhundert, als der erste geschlossene Feuerherd erfunden wird, der von oben mit einer feuerfesten Eisenplatte abgedeckt wird. Er wird bis zur Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert immer weiter verfeinert. Während vielerorts mit Kochgeschirr aus Gusseisen gearbeitet wird, tauschen der Adel und das zunehmend wichtiger werdende (reiche) Bürgertum ihre Küchenutensilien gegen verzinntes Kupfergeschirr aus. 

Die Küche als Mittelpunkt eines bürgerlichen Haushalts im 19. Jahrhundert 

Im 19. Jahrhundert avancierte die Küche zum Mittelpunkt des bürgerlichen Haushalts. Sogenannte Kochmaschinen kamen auf. Das waren fest eingebaute Feuerstellen bzw. Feuerherde, die über eine Vielzahl an praktischen Funktionen verfügten und sich mit einem Feuer erhitzen ließen – so konnte gekocht, gebraten oder gebacken werden. Darüber hinaus war oftmals auch ein Dörrofen sowie ein „Wasserschiff“, in dem Wasser erhitzt werden konnte, vorhanden. Verzinntes Kupfergeschirr wurde zum Standard und erst Ende des 19. Jahrhunderts von Nickel- und Aluminiumgeschirr abgelöst, weil die Vergiftungsgefahr durch Zinn erkannt wurde. Außerdem rückte der schön gedeckte Tisch in den Mittelpunkt. Mit edlem Porzellan und Silberbesteck zeigte man, was man hatte! 

Die Industrialisierung und die erste Einbauküche  

Mit der Industrialisierung Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts kam die flächendeckende Strom- und Wasserversorgung in die Städte und nach und nach auch in die ländlichen Gebiete. Es wurden immer neue Maschinen entwickeln, die auch die Arbeitsabläufe in der Küche erleichterten. So kam 1926 die „Frankfurter Küche“ auf, die von der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entwickelt wurde. Diese Küche sollte praktisch sein und außerdem einem gewissen Designanspruch Rechnung tragen. Darüber hinaus sollte sie so kompakt sein, dass sie sich an die beengten Anforderungen im damaligen Wohnungsbau anpasste. Die „Frankfurter Küche“ gilt bis heute als der Urtyp der modernen Einbauküche. 

Nach dem 2. Weltkrieg war der Bedarf an funktionalem und preiswertem Wohnraum sehr hoch. Das wirkte sich auch auf die allgemeine Gestaltung der Grundrisse für Wohnungen sowie Häuser aus und beeinflusste die Entwicklung der Küche. System-, Norm- und Einbauküchen kommen auf. Sie lassen sich einfach einbauen und entwickeln sich – vor allem technisch – bis weit über die Jahrtausendwende kontinuierliche weiter. Mikrowelle, Heißluftbacköfen, Dampfgarer und eingebaute Kaffeemaschine gehören in den 2020er Jahren fast schon zum Standard. 

Wie wird die Küche von morgen aussehen?

Wie eingangs bereits erwähnt, ist die Küche inzwischen nicht einfach mehr nur ein funktionaler Platz, an dem gekocht wird, sondern ein Treffpunkt für Familie und Gäste, an dem gelebt, diskutiert und natürlich auch gekocht wird – gerne gemeinsam. Das hat zur Folge, dass Küchen im Moment und auch in naher Zukunft wieder größer werden.  

Die klassische Einbauküche, die in Millionen anderer Wohnungen bzw. Häuser zu finden ist, ist „out“. Trend ist eine individuell geplante Küche als Teil eines multifunktionalen Wohnraumes, der den persönlichen Lebensstil und Geschmack seiner Bewohner:innen widerspiegelt.  

Natürlich wird sich die Küchentechnik in den nächsten Jahren weiter entwickeln und digitalisieren – Kühlschränke, die automatisch Einkaufslisten erstellen und diese gleich an den Supermarkt weitergeben, oder Küchenmaschinen, die die Reihenfolge und genaue Menge der Zutaten auf Knopfdruck angeben, gehören ja bereits heute fast schon zum Standard. So werden auch zukünftig immer mehr Haushaltsgeräte mit dem Internet verbunden, über das Smartphone steuerbar sein und uns die Arbeit Zuhause erleichtern. 

Wie bereits in den vergangenen zwei Jahren durch die Pandemie erkennbar wurde, wird sich auch unser Koch- und Essverhalten weiter (zum Positiven?) verändern. Frische Lebensmittel werden inzwischen auch per Lieferservice direkt bis zur Haustür gebracht. Wöchentlich gelieferte Kochboxen in vielen unterschiedlichen Varianten liefern exakt auf die gewünschte Personenzahl ausgerichtete Zutaten für vorher ausgewählte Gerichte – frisch, regional und teilweise sogar in Bioqualität. So wird das Kochen zu Hause zum Event, an dem sich die ganze Familie beteiligen kann, denn jedes Gericht ist mit einer detaillierten Rezeptkarte versehen, die es auch Anfänger:innen leicht macht, mit dem Kochen zu beginnen. 

Gemeinsam kochen, gemeinsam genießen und das ohne übermäßigen Stress. Ganz bequem und einfach. Das kann die Zukunft der modernen Küche sein.

MZU

Spezialexpertise in den Bereichen Tourismus und Hospitality bringt sie Themen rund um Architektur, Bauen, Wohnen und Leben textlich auf den Punkt.

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